„Schaffa tut gut!“

Karl-Egon (61 Jahre) lebt und arbeitet auf dem Hof seiner Gast-Familie

*Name geändert

Schon seit vielen Jahrzenten eignet sich das Wohnangebot BWF für Menschen mit geistiger Behinderung, die gerne in einem Familienbetrieb oder auf einem Hof arbeiten möchten.

Den passenden Wohn- und Arbeitsplatz in einem bietet z.B. bereits über Generation hinweg eine Familie, die im Remstal einen Hof mit Reitanlage und Gaststätte betreibt. Hier haben seit den 1960er-Jahren drei Männer mit Beeinträchtigungen ihr Zuhause gefunden.

Karl-Egon Lachmann ist einer von ihnen. Wie passend das Leben auf dem Hof für ihn ist, zeigt sich in seiner schnellen Antwort auf die Frage, was ihm am besten auf dem Hof gefällt: „Alles!“ und er fügt hinzu: „Schaffa tut gut!“

Karl-Egon hat sich seinen Traumberuf erfüllt

Karl-Egon kam direkt nach der Schulzeit in der Diakonie Stetten auf den Hof, um hier ein Praktikum zu machen. Für ihn war es der große Wunsch, beruflich „was mit Tieren zu machen“. Was ebenso gut passt: „Ich bin ein Technikmensch. Mit meiner Lady (dem Freischneider) bin ich alleine unterwegs und kümmere mich um die Felder und Wiesen.“ Mit den rund 45 Pferden auf dem Hof geht Karl-Egon sehr fürsorglich um: „Er strahlt viel Ruhe und Gelassenheit aus, das überträgt sich auf die Pferde.“, erzählt der Hofbesitzer.

Über die Jahre hat er immer mehr Hofarbeiten selbstständig übernommen. Die Routine auf dem Hof gibt ihm Struktur und Sicherheit im Alltag. Hier wird er gebraucht und leistet einen wichtigen Beitrag, indem er „für Ordnung sorgt“.

Begleitung durch die Gast-Familie und das BWF

Die Gast-Familie unterstützt Karl-Egon umfassend im Haushalt sowie beim Umgang mit seinen Finanzen. Monika Schlienz, heilpädagogische und psychologische Fachkraft aus dem BWF-Team, kommt regelmäßig vorbei. Sie berät und unterstützt bei aktuellen Themen: „Es freut mich jedes Mal zu sehen, wie gut Herr Lachmann und die Gast-Familie miteinander harmonieren. Es ist wichtig, dass beide Seiten von dem Zusammenleben profitieren. In erster Linie habe ich eine beratende Funktion für Herrn Lachmann und die Gast-Familie. Ich begleite das Miteinander, informiere über neue gesetzlichen Änderungen und kümmere mich um bürokratische Angelegenheiten. Bei Bedarf organisiere ich auch Arztbesuche und begleite Herrn Lachmann dorthin.“ Für sie ist klar: „Die Zugehörigkeit zu einer Familie und der Rückhalt haben sich sehr positiv auf Karl-Egons Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung ausgewirkt“.

Die tatkräftige Mitarbeit der Menschen mit Behinderung bei den vielen Stall- und Feldarbeiten wird von der Gast-Familie sehr geschätzt. Karl-Egon trägt auch mit seiner Art zur guten Laune auf dem Hof bei: „Er ist ein Mensch, der immer etwas Positives an einer Sache sieht und gerne lacht.“ Die Gast-Familie betont aber auch: „Es ist eine hohe Verantwortung, der man sich bewusst sein sollte.“ Gast-Familien und Gast-Bewohner können jährlich Entlastungstage in Anspruch nehmen. Karl-Egon nimmt in dieser Zeit gerne an Freizeiten mit anderen ihm bekannten Gast-Bewohnern aus dem BWF teil. Monika Schlienz berät für passende Entlastungsangebote und übernimmt bei Bedarf die Abstimmung mit den Anbietern und Behörden.