„Mein Sohn soll bei mir aufwachsen“

Mutter und Kind leben seit der Geburt bei Verwandten

Ihr kleiner Sohn kam im Juli 2019 überraschend auf die Welt. Die Schwangerschaft wurde bei der jungen Frau mit geistiger Behinderung trotz Arztbesuchen lange nicht erkannt. Eine Lösung musste gefunden werden, wie die bedarfsgerechte Begleitung mit Kind weitergeht. Die Hürde: Für Eltern mit Behinderung und ihre Kinder gibt es im süddeutschen Raum nur wenige Wohnangebote, die ein gemeinsames Leben ermöglichen.

Gemeinsam mit ihrer Familie wurde die Neu-Mama auf die Möglichkeit der Verwandtenpflege im Begleiteten Wohnen in Familien der Diakonie Stetten aufmerksam. Es hatte sich der Wunsch entwickelt, dass Mutter und Kind bei der Familie ihrer Schwester leben. Für die Schwester war klar: „In so einer Situation unterstützt man sich gegenseitig in einer Familie“. Und sie ergänzt: „Ich bekomme so viel Liebe von meinem Neffen und möchte ihn nicht missen.“

Passende Unterstützung für alle

Mit den zuständigen Leistungsträgern konnte das BWF-Team eine passende Finanzierung verhandeln. Denn für die Begleitung von Mutter und Kind in der Familie (formell: Gast-Familie) ergeben sich sowohl Leistungen durch die Eingliederungshilfe als auch durch das Jugendamt.

Seit dem Umzug stehen der Mutter, ihrem Sohn und der Gast-Familie zwei Fachkräfte des BWF-Teams zur Seite. Eine von ihnen ist die Heilpädagogin Elke Krumrey: „Wir besprechen mit den beteiligten Personen regelmäßig, in welchen Bereichen sie Unterstützung benötigen“. Elke Krumrey unterstützt die junge Mutter bei ihrer persönlichen Lebensgestaltung und begleitet das Zusammenleben in der Familie, z.B. durch Anleitung im Umgang mit der geistigen Beeinträchtigung und Anregung bei der Pflege.  

Zukunftspläne

Durch die direkte Anbindung an ihre Familie bekommt die junge Frau mit Behinderung viel Halt und Sicherheit in der Erziehung und Versorgung ihres kleinen Sohnes: „Ich fühle mich sehr wohl bei meiner Schwester.“ Aktuell nimmt sie ihre Beschäftigung in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung wieder auf. Ihr Sohn hat sich in dieser Zeit schon bei einer Tagesmutter eingewöhnt.

Jochen Gutekunst begleitet als Sozialarbeiter und zweite Fachkraft aus dem BWF-Team die Beziehung zwischen Mutter und Sohn und seinem Vater. Mit dem wachsenden Alter des Kleinen und der Sicherheit, die sie durch die Unterstützung erhalten, gibt es für die Drei feste Pläne: „Mein Wunsch ist es - jetzt noch nicht, aber später einmal - mit meinem Freund und meinem Kind zusammen zu wohnen!“.